Buchcover mit kleinem Mädchen drauf

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Über Mädchen, die behindert werden

Für Mädchen und Jungen mit Behinderungen gibt es Vorbilder kaum. Pädagog*innen mit Behinderungen, die eine Vorbildrolle leben könnten, sind selbst an den noch immer existenten Sonderschulen selten. An integrativen Schulen werden sie noch seltener sein. In Kinderbüchern gibt es wenige geeignete Vorbilder. Noch immer geistert die „arme Clara“ aus dem historischen Kinderbuch „Heidi“ durch die Kinderzimmer. Sie ist kein Vorbild: weder war sie es früher noch ist sie es heute. Ein immer wieder aufgelegtes Buch– was sich aber nur indirekt mit dem Thema Behinderung befasst – ist Irgendwie anders von Kathryn Cave und Chris Riddell aus dem Jahr 1994.

Für jugendliche Mädchen stellen Spielfilme oft kein Identifikationspotential zur Verfügung, denn die Rollen von Protagonist*innen mit Behinderungen werden oft von nicht behinderten und dem Schönheitsideal verpflichteten Schauspieler*innen übernommen (z.B. in „Ziemlich beste Freunde“ oder in dem Film über eine blinde junge Frau: „Erbsen auf halb sechs“). Es gibt seltene Ausnahmen.

Spielzeug, welches bewusst zur Identitätsfindung beiträgt, ist in Deutschland nahezu unbekannt, wenn nicht der Zufall nachhilft wie in meinem Osterhasen-Fall. Im Gegensatz zu therapeutischem Spielzeug ist Identifikations-Spielzeug bei uns auch umstritten, z.B. die amerikanische Rollstuhl-Barbiepuppe Becky (*1999) der Firma Mattel. 1959 wurde die Barbiepuppe erfunden. Damals war sie für 3 $ zu haben in einer natürlicheren Körperform mit breiteren Hüften und Rumpf und Beinen in natürlicher Länge. Inzwischen hat sie Schwestern und Brüder aller Haut- und Haarfarben bekommen. Seit 1961 gibt es den Jungen Ken und seit 1980 gibt es ethnische Barbies (hispanische, afroamerikanische und selten asiatische), allerdings in der aktuellen Körperform. Seit 2001 gibt es keine asiatischen Puppen mehr. Von 2003 – 2005 gab es einen Versuch zur Rückkehr zu natürlicheren Körperformen, aber der scheiterte. Seit wenigen Jahren gibt es nun Puppen mit Hörgeräten, CIs (Cochlea Implantaten), Rollstühlen, Rollatoren, Stöcken oder Muttermalen. Diese helfen Mädchen, sich in ihren Puppen wieder zu erkennen.