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Rubrik:

Geragogik

Mögliche Antworten auf die Entdeckung des bildungshungrigen alten Menschen.

Ab und zu geht eine Verwunderung durch die Menschheit, wenn ein alter Mensch eine bedeutende Leistung erbracht hat: 2015 z.B. promovierte die 102 jährige Ingeborg Syllm-Rapoport in Hamburg im Fach Medizin. Schnell gehen eben noch erstaunte Menschen wieder zur Tagesordnung über, die Ausnahme stört das regelhaft-negative Bild vom Alter nicht. Die unreflektiert wiederholte Regel, welche die eigene Altersangst begründet, heißt: Alter ist ein körperlicher wie geistiger Abbau-Prozess …

Das Wort alt hat zwei Konnotationen: alt und wertvoll (Möbel oder Schmuck) oder alt im Sinne von altersschwach (Kleidung oder Haushaltsgegenstände). Beide Varianten lassen sich auf Menschen übertragen: alt-ehrwürdig oder alt und schwach, alters-schwach.

Werden besondere historische Orte besucht, so gehören sie meist in die erste Kategorie. Ob Stonehenge, Angkor Wat oder die Akropolis: Sie sind alt-ehrwürdig. Aus den Zeiten ihrer Entstehung ist oft nur wenig Anderes überliefert. Das bedeutet, dass das Profane jener Zeit längst verschwunden ist, die Stätten des Heiligen (Tempel) und der Wissenschaft (Bibliotheken und Universitäten), also der Orte der Bewusstseinsentwicklung, erhalten blieben (eine Ausnahme ist Pompeji, wo sich das Alltägliche erhielt in Häusern, Garküchen, Handwerksbetrieben und Läden). Diese Konnotationen werden oft unreflektiert auf alternde Menschen übertragen …

In: Cornelia Klink „Pädagogik und die Entdeckung des Menschen. Eine Festschrift für Dietmar Waterkamp“.

Dresden, Sixtina-Verlag.

ISBN 978-3-937890-14-2