Einganspforte zum Sozialcafé in Izmir

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Über die soziale Arbeit in der Türkei. Essay

über einen Besuch im Mai 2024 in Vereinen und bei staatlichen Institutionen in Ankara, Izmir und Istanbul mit dem Council of International Fellowship.

Die Erkenntnisse dieser Reise … werden hier versucht nach Themen geordnet darzustellen. Die Darstellung einer dicht gefüllten Zeit in welcher alle Begegnungen und Inhalte vernetzt auftraten, ist schwer in linearer Form wiederzugeben. Die in der Türkei noch junge professionelle Sozialarbeit hat eine unglaublich rasante Entwicklung genommen. In nur reichlich zwanzig Jahren – im Gegensatz zu Deutschland mit mehr als 125 Jahren als Ausbildungsberuf [DBSH 2024] – hat sie in Ausbreitung über das Land, Methodenvielfalt und Förderung durch den Staat einen Stand erreicht, der dem uns in Deutschland bekannten vergleichbar ist, wenn er uns nicht teilweise überholt hat.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Sozialpädagog*innen, welche uns ihre Hochschulen, Projekte, Vereine und Arbeitsbereiche in den Verwaltungen vorstellten, zeigten viel mehr Stolz auf das Erreichte, als wir es aus Deutschland kennen. Wir hörten fast immer positive Erzählungen statt der bei uns häufigen Klagen über zu wenig Personal, schwierig zu beantragende Fördermittel oder einen Überhang an Bürokratie.

Die Sozialpädagogik scheint politischer als die Arbeit in Deutschland. Das betrifft alle Arbeitsfelder. Das Bewusstsein, in der Arbeit nicht nur Einzelnen oder Gruppen zu helfen sondern damit an einer gerechteren und den Bürger*innen gemäßeren Gesellschaft zu arbeiten, ist allgegenwärtig.

Die Vernetzung zwischen den staatlichen Organisationen und den NGOs schien mir größer zu sein. Der Weg zum Minister, welcher früher Sozialpädagogik studiert hat oder zur Politikerin, welche früher Trainerin gegen Gewalt an Frauen war, also zu Personen der Legislative, scheint kürzer zu sein. In Deutschland werden diese Wege entweder nicht genutzt, evtl. sogar als Korruption empfunden, oder es ist aufgrund des Drei-Säulen-Modells des Staates eine so große Exekutive entstanden, dass sie im Alltag von den Akteur*innen der Sozialpädagogik schwer zu umgehen ist.

Dresden 2025, Fachhochschule Dresden.

https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-958448