Der Terminus Theodizee wurde von Leibniz eingeführt. Als Denker der Aufklärung versuchte er, mittels Vernunft den Glauben zu reflektieren. In einer Gerichtsverhandlung klagt der leidende Mensch Gott an, der antworten muss auf die Fragen der Leidenden … Die Aufklärung schuf das Gegenüber von Subjekt und Objekt, von forschendem Menschen und erforschtem Gegenstand und machte damit wissenschaftliche Arbeit – auch Theologie, wenn das Objekt der Forschung Gott ist – ist, möglich.
Die Frage nach dem Verhältnis zwischen dem allmächtig gedachten Gott und dem ohnmächtig leidenden Menschen ist älter. Schon Epikur (341 – 240 v. Chr.) wird die Beschreibung des Dilemmas zugeschrieben:
Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht:
Dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft,
Oder er kann es und will es nicht:
Dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist,
Oder er will es nicht und kann es nicht:
Dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott,
Oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt:
Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg?
„Was hat es … zu besagen, dass … Schmerzen, das Leiden allgemein, absolut inakzeptabel für die abendländische Kultur geworden sind? Dies hatte den modernen Traum der Realisierung des universellen Glücks charakterisiert: Den Schmerz aus der Welt zu schaffen … Die reduzierte und säkularisierte Umsetzung des … doppelten christlichen Anliegens, den Schmerz zum einen zu nobilitieren … zum anderen aber ihn zu überwinden … in einer jenseitigen Welt ohne Schmerz … .
In anderen Kulturen sind andere Haltungen zum Schmerz zu finden, die allerdings ihrerseits als problematisch erscheinen können … Der Schmerz scheint das Eigenste zu sein, dessen das Selbst fähig ist, denn es ist sein Schmerz …“ Wilhelm Schmid Philosophie der Lebenskunst [1998:340f]
Hamburg 2015, Kovač-Verlag. Ethik in Forschung und Praxis, Band 17
ISBN 978-3-8300-8141-8